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Bergflöhe



Am Anfang der Welt hatten sich die Vögel für den Himmel entschieden. Sie wollten getragen sein von der Luft, in Leichte schweben, alles überschauen und in freien Bahnen über die Welt ziehen. Die Bäume wollten grün sein, den Vögeln Ruheplätze schenken und den Himmel mit der Welt verbinden. Die Berge hatten sich entschieden, die Bäume zu tragen und der Welt einen festen Grund zu geben. Auch sie wollten dem Himmel nahe sein, von Sonne beschienen, von Luft umhüllt sein aber auch den Rastlosen Frieden schenken, in ihrer Dunkelheit den Keim des Lebens bewahren und Allen ein Bild sein, das an die Grösze der Welt erinnert.

Nachdem nun alles beschlossen war, folgten den Entscheidungen Taten. So hatten die Berge bald gemerkt, dass Grau die richtige Farbe für sie war. Dem ohne Sinn streifenden Auge bleibt auf diese Weise Manches verborgen, für das sehende aber enthält es die ganze Welt der Farbe, nur in Bescheidenheit und Stille. Mild sind die Schatten neben dem Licht, sanft mischt sich weiss und schwarz in Streifen. Auch die Blumen sind vor Ehrfurcht klein, alle Kraft verschwenden sie für ein strahlend buntes Farbenspiel. So sind die Berge angemessen geschmückt.

Alles war gut und unzufrieden war nur der Floh. Dem ganzen wilden Haufen von Fliegen, Mücken und anderen Plagegeistern waren die Berge verboten. Nur bis da, wo Bäume wachsen, war ihnen gestattet, die Berge zu besuchen und Mensch und Tier zu stechen und zu beissen. Weit springen könne er, sich herumtragen lassen, angemessen klein sei er auch und etwas Aufregendes sollte es in den Bergen doch auch geben. Das waren seine Argumente, doch die Berge waren nicht zufrieden. Sie seien Orte der Ruhe und Besinnung, wandten sie ein und ausserdem gäbe es nichts zu beissen, nicht einmal für einen Floh genug.

"Aber was ist denn mit Kletterern?" gab der Floh zu bedenken. " Die krabbeln auf Euch rum und treten Euch mit Füszen und sobald die Sonne nicht mehr scheint, verschwinden sie wieder." Die Kletterer seien schon in Ordnung, fanden die Berge. Kletterer verstünden die Berge, schätzten die Schönheit von Form und Farbe und liebten die Ruhe und Majestät. Doch der Floh blieb aufsässig wie Flöhe nun mal sind: " Aber wenigstens ein paar Kletterer."
Die Berge zogen sich zu einer langen Beratung zurück.
"Wir haben beschlossen, dass Kletterer im Allgemeinen in Ruhe gelassen werden sollen. Aber für Bergflöhe wollen wir in der Zukunft ein paar kleine Ausnahmen machen. Aber nur Hallenkletterer und Anfänger betrifft diese Regel. Für Alpinkletterer bleiben allein wir zuständig."

Seither haben sich die Berge zu dem Thema nicht mehr geäussert. Die Bergflöhe sind nun auch zufrieden. Sie haben sich speziell in Klettergärten und auf Anfängerrouten niedergelassen. Dort hocken sie im Verborgenen und befallen die Arme und Beine von Anfängern, auf denen sie kleine bunte Muster von Schrammen und Pieksern hinterlassen.

Sogar die Kletterer sind mit dieser Regelung einverstanden, weil sie die Erinnerung an die Berge auf diese Weise ein paar Tage länger mit sich herumtragen dürfen.