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Nach Kroatien



Jugoslawien gibt's nicht mehr, und wer nach Dubrovnik will, muss jetzt nach Kroatien, besser: nach Dalmatien. Der Straszenatlas Europa kommt an seine Grenzen und die meisten Routenplaner im Web beschäftigen sich auch nicht mit den vielen Staaten, die jetzt da sind, wo früher einmal Jugoslawien war. Wir würden ja fliegen aber es ist auch eine Dienstreise. Wir fahren mit dem LKW und was haben wir drauf? Bilder einer Ausstellung.


Wir finden einen brauchbaren Routenplaner und machen gerade noch rechtzeitig eine wichtige Entdeckung: wir müssen auch durch Bosnien-Herzegowina, acht Kilometer. Das Carnet wird noch einmal überprüft und muss neu ausgestellt werden.
Die Fahrtroute ergibt sich stückchenweise aus Karten und Rechnereien mit Fahr-,Lenk- und Ruhezeiten. Wie es hinter der europäischen Grenze in Slowenien aussieht, ist schwer in Erfahrung zu bringen. Die markanten Stationen liegen fest: Dürnau - Dornach - Grenze Konstanz - Stall im Mölltal - Grenze - ??? - Dubrovnik.


Dornach ist besetzt.
Ganz Dornach?
Ja. Sogar das Goetheanum.
Es läuft die "connect": Tagung der Abschlussklassen, Waldorfschule, weltweit. Buntes Treiben allüberall, wir treiben mit. Die Schule aus Sao Paulo fällt wieder auf. Die verkaufen Plastiklatschen mit brasilianischem Emblem zur Aufbesserung der Reisekasse, spielen Volleyball, machen einen lockeren Eindruck und lassen auf Ihren T-Shirts jeden wissen, woher sie kommen.
Jan und ich besuchen Walter Kugler, lassen uns durch das Archiv führen und besprechen letzte Einzelheiten der Fahrt.



Am Morgen werden vierzig Tafelzeichnungen geladen und es geht los. Das Wetter ist bestens, wir blödeln über mögliche Verläufe der Fahrt und sind zügig an der Grenze in Konstanz/Kreuzlingen. Jan springt raus, lässt sich das Carnet abstempeln und weiter gehts.
Fahrerwechsel, München, Salzburg, Pause und Maut bezahlen, dunkel wirds, wir rauschen durch einige Tunnel, verlassen die Autobahn, kommen bei Möllbrücke ins Mölltal und rumpeln nach Stall, wo wir einen sicheren Einstellplatz haben.
Den Rest des Abends verbringen wir mit Krensenf und Brettljause im Cafe Suntinger. Hier ist es nicht mehr so still und jetzt können wir auch wieder rumalbern.

Nach dem Frückstück besuchen wir die Steinwand. Wir suchen nach der dramatisch aufragenden Wand und müssen erst lernen, dass das Dörfchen auf dem Berg so heisst und die namensgebende Wand ein Stück Felsen auf dem Weg nach oben ist.
Hier wurde Johann Kleinfercher geboren, der Namenspatron unseres Vereins. Wir sind auf Spurensuche und haben den Schlüssel zur Fercher von Steinwand Gedächtnisschule in der Tasche.
Aber das ist eine andere Geschichte...




Nachmittags trampen wir mit bescheidenem Erfolg durchs Mölltal, lauter nette Mädels sitzen allein in ihren Autos und lassen sich uns entgehen. Die Wintersaison ist gerade erst vorüber, etwas trist ist es und tröpfelt leise. Wir fahren mit dem Bus zurück. Nur Ronald Macdonald hat uns erheitert, weil er mit einem schreienden Schild androht, es seien nur noch 46 Kilometer bis zur seinem nächsten Restaurant.
Der Abend ist kurzweilig, denn Werner Gradnig unterhält uns bestens mit Geschichten um Fercher von Steinwand und die örtliche Kulturinitiative. Aber auch das gehört zu der anderen Geschichte...

Wegen des Wetters haben wir unsere Planung geändert und brechen bereits am nächsten Morgen auf. Wir wollen was riskieren und hoffen, mit unserem Carnet auch am Samstag nach Kroatien zu kommen. Erstmal läuft es gut, Lubljana liegt hinter uns, auch bald die Autobahn, doch noch sind wir in Euro-Europa. Novo-Mesto liegt hinter uns, Zagreb lassen wir etwas links liegen und sind endlich an der Grenze.
Es dauert schon auf der slowenischen Seite etwas länger. Das wird uns dann auch auf englisch erklärt: der deutsche Zoll hat wohl Kroatien schon zur EU gerechnet und leider das falsche Blatt aus dem Carnet gezogen. Das ist für die slowenische Seite kein Problem. Was die Kroaten wohl dazu sagen, lässt sich nicht ganz voraussehen. Ersatzpapiere können nicht ausgestellt werden.
Naja, dann fahren wir mal die 200 Meter auf die andere Seite. Wir werden gewogen? Wir fahren vor. Jan springt mit dem Carnet raus. Sowas kennt man nicht und wir haben zunächst noch Hoffnung. Die erledigt sich dann aber im Laufe der nächsten vier Stunden. Der Chef vom deutschen Zoll muss zuhause angerufen werden, die fehlende Seite wird gefunden und gefaxt, zig Blätter werden kopiert, auch unsere Ausweise. Dann soll es gehen. Wir öffnen hinten. Und da stehen vierzig gut verpackte Bilder. Okay, aber was ist den Kartons? Die kamen nach dem Aufladen irgendwie noch dazu und heissen "press material" und "review copies". Jetzt hat auch glücklicherweise der Grenzer die Schnauze voll und will nix mehr sehen oder wissen. Klappe zu und weg.
Wir haben noch Lenkzeit gut und fahren Richtung Süden. Dunkel geworden ist es auch schon wieder. Jan fährt und ich suche Orte auf der Karte, phantasiere mir die Aussprache zurecht. Sehen können wir leider nichts und so spinnen wir uns aus, wie wohl die Landschaft hinter dem Scheinwerfer ausssehen mag. Eine trockene Hochebene ohne Orte und Lichter durchqueren wir und dann gehts steil und lange runter. Das, was man garnicht sieht, wird wohl das Mittelmeer sein. Für heute reicht es und wir schlafen auf dem nächsten Parkplatz ein paar Stunden.
Es geht an der Küste entlang, rauf und runter und um die Schlaglöcher rum. Wir suchen immer noch nach einer Möglichkeit an Geld zu kommen und während wir noch fahren und suchen sind wir auch schon an der nächsten Grenze.


Hier treffen wir auch wieder Deutsche. Der Wimpel kommt mir zwar Spanisch vor aber die Hemdenbrust ist deutsch markiert. Die warten hoffentlich nicht auf uns, sondern sollen wohl nur gut auf uns aufpassen.
Wir haben nicht lange Zeit zu spekulieren, denn schon sind wir durch. Und wie uns die Karte versprochen hatte, ist der Besuch in Bosnien-Herzegowina kurz: es gibt gerade mal einen winzigen Ort mit einer einzigen Kreuzung zum Abbiegen doch dann sind die acht Kilometer geschafft. Jetzt nur noch eine letzte Grenze.



Hier ist das Leben gnädig zu uns.
Der Mann im Blechhäuschen hat gerade ein Baguette quer im Mund. Eine Hand braucht er, um im Carnet zu blättern, was ein dicker Block Papiere ist. Die ganze Konzentration ist in Anspruch genommen, blosz keine Fettflecken drauf zu hinterlassen. Zweimal, dreimal ist er das Dokument durchgegangen bis er es an einen Herrn mit Schlips weitergibt. (Das wollen sie in Kroatien erfunden haben - die Kravatte.) Aber auch von hier droht kein Ärger. Hey, wir sind durch!
Die Stimmung steigt.
Wir fühlen die Wärme des Südens. Inseln und Halbinseln ziehen rechts vorbei. Austernfarmer sind in einer Bucht bei der Arbeit, wo wir mehr Meer sehen, sehen wir auch Schiffe vorbeiziehen. Wir sind dem Zeitplan voraus, lassen es locker gehen und halten auch mal kurz für eine Pinkelpause.
Igitt, hier sieht es ja nicht nur prä-italienisch aus, das ist eher prä-spanisch. Jede Menge Müll.

Das wird aber anders nachdem der letzte Hügel die Sicht auf Dubrovnik freigibt. Hier sieht es schon von ferne gut aufgeräumt aus und die Brücke ist nagelneu. Dort kriegen wir auch einen Stadtplan und ziehen Erkundigungen ein, ob wir wohl mit unserem Wagen durch die Stadt passen. Das soll gehen und ein Kreuz im Plan markiert das Museum, unser Ziel.
Es geht wirklich, nur gibt es keinen Parkplatz. Nicht nur keinen legalen, überhaupt keinen. Nur einen Umladeplatz, ein paar Meter die Einbahnstrasze runter. Von dort aus wird die Altstadt mit Coca Cola und Ziegelsteinen versorgt. Wir müssen morgen wiederkommen und jetzt zum Hafen um zu parken.




Platz gibt es wirklich dort. Wir müssen einen Plan machen.
Kaum ist der Motor aus, stürzt der Parkplatzwächter auf uns zu, reklamiert: "Ticket, ..., Ticket!" Leicht angesäuert suchen wir jemanden, der mehr englisch spricht. Nichts hilft und wir müssen erst mal 15 Euro abdrücken - in Landeswährung. Die aber dürfen wir bei der Bank holen, wo die "Kuna" aus dem Automat kommen.
Wir sind im Touristengebiet. Das kostet zwar, macht es aber leicht, ein Zimmer zu finden.


Vom Balkon haben wir Aussicht auf den Hafen und auf ein Kaufhaus aus der sozialistischen Aera. Gastgeber ist ein freundliches älteres Ehepaar, das vielsprachig mit uns kommuniziert. Uns wird Saft und Fisch angeboten. Alles ist uns zuviel, wir wollen erstmal ankommen, vielleicht mal Frühstück? Relaxen wollen wir, die Stadt ansehen, einen Parkplatz für vier Wochen suchen, vielleicht auch einen Kaffee. Etwas Ruhe wäre auch nicht schlecht. Das ist das Schwierigste.
Die Stadt ist eng, mit parkenden und fahrenden Autos komplett verstopft. Alle bewegen sich ständig durch zwei Einbahnstraszen, die wie eine 8 die Stadt durchziehen. Damit es schneller geht, wird reichlich gehupt.



Am Hafen gibts ein mickriges Frühstück. Das Duschwasser ist auch noch kalt, doch draussen gehts. Angenehm frühlingswarm ist es drauszen und die Kartoffeln vor dem Haus haben ihr Kraut schon eine Elle lang aus dem Boden geschoben. Daneben steht ein Zitronenbaum mit Früchten in allen Reifezuständen. Wir machen uns in die Stadt auf.


So werden wir empfangen in der Stadt der Freiheit. Gute Güte, braucht Freiheit so dicke Mauern? Auf jedem Felsblock um die Altstadt herum sind dicke Mauern, Wehrtürme und der Fremdenführer nennt die Festungen alle mit Namen. Shakespeare's "Hamlet" wurde hier auf der Festung Lovrijenac aufgeführt. "Hamlet's Trauer hat nirgends eine so adäquate Atmosphäre gefunden wie auf den Mauern von Lovrijenac." Kann ich mir vorstellen.
Obwohl keine Schulferien sind, ist die Altstadt bereits prall gefüllt mit Touristen aus aller Welt, bekannten und unbekannten Sprachen und Gesichtern. An sowas muss man ja auch Spasz haben können. Wir wagen uns rein.


Das Museum leistet gute Promotion und hat sein Werbeplakat am Westeingang zur Stadt aufgehängt. Da kommen jeden Tag viele tausend Besucher über die Zugbrücke durch das Stadttor Pile in die Altstadt.
Wir auch. In eine Stadt aus Stein. Enge Gassen führen aus Nord und Süd von den Anhöhen herunter auf die "Placa Stradun", die wie eine kurze, breite Strasze die Altstadt von Ost nach West durchteilt.
Unaufhörliches Rumgelatsche hat das Straszenpflaster poliert. Rastlos läuft man hier die fünfhundert Meter hin und her. Ratlos auch. Hier gibt es Cafe's, Tandläden und viele Hoffnungen, den Durchreisenden Irgendetwas anzudrehen. Mittags und abends stehen hier Schlepper, bewaffnet mit Speisekarten, um Hungrige in die Restaurants in der oberen Gasse zu bewegen. Jan findet das normal.







Um länger hier zu sein wird man Geld oder Langeweile brauchen. Beides haben wir nicht und ich gehe auf Photosafari. Ich fühle mich an Italien erinnert, nur ist hier mehr Ordnung und weniger Lebendigkeit. Auch vermisse ich den Charme und das dolce far niente, eben die typische Atmosphäre der Piazza über die Adria im Westen. Hier hängt niemand rum und hat Freude daran. Es ist mehr ein Hauch von Geschäftigkeit und Strenge um uns herum.










Auch hier wird es am Abend dunkel - und kühl. Wir zittern ab nach Hause, Richtung Hafen eine Dreiviertelstunde zu gehen. Morgen gibt es wieder was zu tun.

Heute ist Parktag. Vor der "Umjetnicka Galeria Dubrovnik", dem Museum ist der Straszenrand für uns abgesperrt.
Das Museum für moderne Kunst ist in einem alten Gebäude. Dort gibt es noch diese wunderschönen hohen Räume. Unsere Fracht muss in den ersten Stock. Das sind vier Treppen im Herrscherformat: flache und tiefe Stufen, dass man gesittet geht. Wir haben Unterstützung aber klein sind die Bilder nicht und leicht schon garnicht. Mir läuft der Schweiss ins Hemd. Gefrühstückt haben wir auch noch nicht und nur Kaffee und Orangensaft halten uns halbwegs aufrecht.




Nach getaner Arbeit werden wir vom Direktor in Empfang genommen. Antun Maracic spricht gut deutsch und begrüsst uns herzlich mit Kaffee und Keksen. Wir alle sind gespannt auf die Eröffnung, und es wird mit reichlich Besuch gerechnet. Sogar aus Kroatien sollen Besucher kommen. (Das habe ich mir gemerkt.)
Eine schöne Einladungskarte haben sie gedruckt:


Alle Recherchen nach einer Unterstellmöglichkeit für den LKW sind im Sande verlaufen. Wir besorgen uns Frühstück, halten Kriegsrat, denn vor dem Museum können wir nicht ewig bleiben.
Nach zähen und erfolglosen Verhandlungen am Hafen schleichen wir uns davon, wieder raus aus der Stadt. Es gibt keinen Frachthof, keine richtige Spedition und keinen Parkplatz. Erst ein paar Kilometer nach Norden werden wir fündig und können unseren Wagen in einer Halle zwischen den dort überwinternden Booten loswerden.
Was jetzt werden soll wissen wir nicht so genau. Ein paar Tage haben wir Zeit bis die Ausstellung eröffnet.
Jan steht an der Bushalte und setzt die erfolglose Tramperei fort: "...man kommt überall weg..." und wir fahren wieder mit dem Bus heim nach Dubrovnik.

Eigentlich wollten wir ja ein paar Tage Urlaub machen, mal schauen, wo wir hier vor der Rückreise klettern können. Die Autovermietung will uns 500 Kunos am Tag für einen verbeulten Seicento abknüpfen. Das wären rund 68 Euro. Wir diskutieren über Tourismus, EU-Erweiterung und fühlen uns unter Geiern.
Dann regen wir uns wieder ab und sind froh, wenigstens ein Zimmer zu haben. Wir haben ja auch noch die Plakate für die Sommerworkcamps vom Verein aufzuhängen und viel gesehen haben wir ja auch noch nicht.
Wir richten uns ein. Morgens in die Bäckerei, danach zum Bistro am Markt, wo die Menschen ehrlicher Arbeit nachgehen und wir dabei frühstückend zuschauen. Abends geht es zum Abschluss des Tages in die Bar gleich neben unserer Wohnung. Die ist untouristisch. Alle haben gute Laune und singen internationale Hits auf kroatisch.


Wir erforschen Dubrovnik nun per pedes, haben bald den Stadtplan im Kopf und ständig Blei in den Füszen. Die Universität finden wir und Schulen, wo wir Plakate aushängen können und in Gespräche verwickelt werden.
Aber auch andere haben Plakate aufgehängt. An diesem kommen wir immer wieder vorbei und haben besonders viel Freude damit.



Wir machen Exkursionen.
Gleich über der Stadt thront eine Festung, - deren Name vom Stadtplan und vom Fremdenführer verschwiegen wird - auf dem Srd, dem Hausberg. Vor dem Krieg gab es eine Seilbahn hinauf, jetzt muss man eigenfüszig rauf. Während des Krieges wurde Dubrovnik von dort oben und von der See beschossen.

In Serpentinen windet sich ein Karrenweg den Berg hinauf. Unten gab es offensichtlich früher Landpflege. Dort stehen Kiefern, Bäume, deren Namen wir nicht kennen und schwarzgrünen Finger der Zypressen zeigen in den Himmel. Von hier oben werden auch die Ansichten von Dubrovnik photografiert, die man dann unten in der Altstadt kaufen kann.
Im Gegensatz zur Stadt ist es hier wirklich ruhig. Wir sind ganz allein und wundern uns, wieso. Hat denn Niemand Lust auf einen Spaziergang in der Natur?





Kein Wunder, wenn das hier aus dem Tourismus ausgeklammert wird. Das war vor dem Krieg die Bergstation der Seilbahn. Wir stehen hier zwischen Trümmern, Einschüssen und anderem Müll und sind sprachlos. Mitten im Urlaubsgebiet fand der Krieg statt, gleich gegenüber von Italien. Und was war zu gewinnen?
Nur karge Hügel sind ziehen sich hinter dem fruchtbaren Küstenstreifen ins Land hinein. Keine Straszen, keine Dörfer kein bebautes Land.
In der Ferne liegt noch Schnee auf den Gipfeln.
Viel mehr als Fassungslosigkeit und tiefes Unverständnis nehmen wir nicht mit nach Hause.



Jetzt müssen wir aber mal raus aus der Gegend und mieten uns zwei Motorroller. Die sind ganz flott und wenn da nicht der frische Wind wäre, wärs wie im Sommerurlaub. Jan will ja schon die ganze Zeit nach Bosnien. Doch das wird wohl nichts, denn der Verleiher sagt, dafür brauche man eine grüne Versicherungskarte. Hat er aber nicht. Langsam verstehen wir, dass wir auf einer Insel sind. Schon in der Stadt fielen uns nur wenige Autos mit fremdem Nummernschild auf. Man bleibt irgendwie unter sich und die Reise in den Norden ist die Reise nach Kroatien, ein anderes Land.


Uns bleibt nichts als sich dreinzuschicken und weil da weniger Wolken sind fahren wir nach Süden. Wirklich verirren kann man sich dabei nicht, denn ausser der Hauptstrasze gibt es nur zwei Straszen. Wir nehmen die an der Küste, kommen durch kleine Dörfer, in denen immer wieder Häuser leerstehen. Auch einst bebautes Land liegt hier brach. Manchmal ist es wie anderswo, manchmal trostlos und öde.


Ganz weit weg von Allem finden wir ein kleines Naturschutzgebiet. Wo wir unsere Roller abstellen parkt ein Holländer. Hier ist die Welt ganz normal.
Ein schmaler Pfad führt die Felsen runter durch eine Höhle ans Wasser. Ganz irrwitzig hängen hier zwei Boote im Felsen. Ein kleiner Kran hievt sie wohl rauf und ins Wasser.
Wir sitzen am Ende des Weges und schauen den Wellen zu, die unter uns die Kiesel mit jedem Schlag neu ordnen, lassen uns durchwärmen von der Extraportion Sonne.






In Dubrovnik kennt man uns inzwischen. Wir werden auf der Strasze gegrüsst und angehupt. Trotzdem können wir uns nicht ganz heimisch fühlen und freuen uns schon aufs Ende der freien Tage.
Ein Ausflug kommt noch. Direkt vor der Stadt liegt eine Insel, die dem Namen nach auch gut im Norden zu finden sein könnte. Würde niemand verdächtig finden, wenn neben Baltrum und Borkum gleich Lokrum läge. Spannend war es dort nicht, eher etwas heruntergekommen. Auch hier die obligate Festung, ein halb zerfallener Kreuzgang, ein verwilderter Park. Wir träumen in die Wellen zwischen den Steinen.


Dann ist Samstag und Eröffnung der Ausstellung. Presse und Fernsehen sind natürlich da und Walter gibt nach den Einführungs-Reden sachkundig und auf charmante Weise einen Einblick in das zu sehende Werk Rudolf Steiners.
Um das Buffet und Walter versammelt sich die Kulturszene aus Dubrovnik und wir haben in den hinteren Reihen unseren Spasz.






Sonntag vormittag sind wir wieder im Museum, Walter macht eine Führung.
Wir freuen uns schon auf morgen, endlich Rückflug, runter von der Insel.
Unser Stadtplan im Kopf hat jetzt Eintragungen mit Internetcafes, Restaurants, Mietstationen. Jan weiss, wie das Fisch-Risotto hier und da schmeckt und wir wissen wo man Milchkaffee trinken kann.
Tief beeindruckt sind wir nicht gerade am Ende unserer Touristentage. Wenn wir in vier Wochen wieder zurück sind, werden wir ein paar Bekannte treffen, Kletterzeug dabei haben und einen Mietwagen.
Ganz unverändert haben wir Dubrovnik nicht gelassen. Wir verschwinden durch den Westausgang der Festung. Da hängt nun das neue Plakat für vier Wochen.