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Arbeit

Vorbemerkung

Über den Begriff der individuellen Arbeit gibt es nur wenige Versuche, denen mit diesem ein weiterer beigefügt werden soll. Die gewählte Form der Veröffentlichung hat einen ebenso provisorischen Charakter wie diese Website. Die daraus möglicherweise abzuleitenden Folgerungen und Vorwürfe ertrage ich gelassen. Wer sich zu einem konstruktiven Beitrag angeregt fühlt, möge dieser Eingebung nachgehen.


Eingrenzung

Der Begriff der Arbeit wird im allgemeinen Sprachgebrauch mit wechselnder Bedeutung verwendet. Dies kann als Indiz dafür verstanden werden, wie wenig ergründet Wort und Gegenstand sind, auch darauf hinweisen, dass sich "Arbeit" unseren Gedanken als ein sehr beweglicher Begriff eingegliedert hat. Daher kann es hier auch nicht darum gehen, eine theoretisch genaue und damit unbewegliche Definition hinzupfählen, vielmehr soll eine Beschreibung des Begriffs entstehen, die lebendige neue Gedanken herausfordert..

Den sichersten Begriff der Arbeit liefert uns die Physik. Hier ensteht Arbeit aus Kraft und Weg. Wir lernen im Physikbuch, dies mit Säcken vorzustellen, die von unten nach oben transportiert werden. Zwar ist dieser Begriff uns sicher, doch sobald wir denkend oder tätig damit umgehen, werden wir gewahr, wie wenig wir geneigt sind, diese Arbeit in der persönlichen Bewertung als eine bedeutende anzusehen. Viel mehr wäre unser Interesse davon eingefangen, ob wir diese Arbeit nicht an den Flaschenzug des Physikbuches oder einen Kran delegieren könnten. Unser Bewusstsein verbindet spontan mit dem Gedanken an Arbeit den Gedanken an ein Werk, an eine Aufgabe. Sollte es tatsächlich einmal nötig gewesen sein, einige Säcke ein paar Treppen hoch zu tragen, würden wir, wenn wir davon erzählten, nur die Überwindung der Schwierigkeiten, nicht aber das Hochtragen selbst für erwähnenswert erachten.
Jedoch befriedigt uns auch diese individuelle Bewertung als Masz der Arbeit nicht vollständig. Zweifelsohne ist die Erfindung des Rades ein zivilisatorischer Beitrag enormer Tragweite. Wer aber heute nach langer, anstrengender Arbeit aus dem Bastelkeller auftaucht, mit einem runden Holz mit Nabe, wird dafür höchstens humoristische Bewunderung ernten. Denn sobald wir den Werkcharakter zur Beschreibung von Arbeit in Anspruch nehmen, verlangen wir über die individuelle Leistung hinaus noch eine zusätzliche Bewertung. Schauen wir auf die Person, dann bewerten wir die geleistete Arbeit an einem Spannungsbogen zwischen dem Erwarteten und dem Überraschenden. Wir bewerten die individuelle Arbeitsleistung daran, wie weit das Arbeitsergebnis das Erwartete übersteigt. Aber wir verlangen mehr. Wir erwarten von einer groszen Arbeit, einem groszen Werk auch eine gewichtige soziale Dimension. Konnte man neulich noch mit der Erfindung des Rades berühmt werden, so wird heute schon eine Antigravitationsmaschine verlangt, wenn eine Arbeit als bedeutendes Werk bewertet werden soll.

Jedoch befriedigt uns auch diese individuelle Bewertung als Masz der Arbeit nicht vollständig. Zweifelsohne ist die Erfindung des Rades ein zivilisatorischer Beitrag enormer Tragweite. Wer aber heute nach langer, anstrengender Arbeit aus dem Bastelkeller auftaucht, mit einem runden Holz mit Nabe, wird dafür höchstens humoristische Bewunderung ernten. Denn sobald wir den Werkcharakter zur Beschreibung von Arbeit in Anspruch nehmen, verlangen wir über die individuelle Leistung hinaus noch eine zusätzliche Bewertung. Schauen wir auf die Person, dann bewerten wir die geleistete Arbeit an einem Spannungsbogen zwischen dem Erwarteten und dem Überraschenden. Wir bewerten die individuelle Arbeitsleistung daran, wie weit das Arbeitsergebnis das Erwartete übersteigt. Aber wir verlangen mehr. Wir erwarten von einer groszen Arbeit, einem groszen Werk auch eine gewichtige soziale Dimension. Konnte man neulich noch mit der Erfindung des Rades berühmt werden, so wird heute schon eine Antigravitationsmaschine verlangt, wenn eine Arbeit als bedeutendes Werk bewertet werden soll.

In der wirtschaftlichen Betrachtungsart wird der Teil menschlicher Tätigkeit als Arbeit verstanden, der in den arbeitsteiligen Prozess einflieszt. Hier kann nur als Arbeit angesehen werden, was Anderen von meiner Tätigkeit verfügbar gemacht wird. Ob ich meine Arme und Beine oder meinen Kran für das Säcketragen einsetze, ist für eine wirtschaftliche Bewertung meiner Arbeitsleistung zunächst ohne Bedeutung. Eine wirtschaftliche Bedeutung erlangt das Säcketragen nur, wenn ich für meinen Nachbarn oder Andere tätig bin.

Eine Eingrenzung anderer Art nehmen wir vor, indem wir die individuelle Arbeit am Spiel reflektieren. Wer Ferien auf dem Bauernhof verbringt, wird das Ausleeren der Güllegrube als ein spannendes Abenteuer angehen und daran sogar seinen Spasz haben. Die Perspektive jedoch, dies als Bestandteil des täglichen Pflichtenkreises anzusehen, kann jede Freude an dieser Arbeit schnell in krasseste Ablehnung umwandeln. Hier scheint also die Bewertung der Tätigkeit selbst nur von geringer Bedeutung. Allein die Begleitumstände, die innere Haltung zur Tätigkeit werden als der Maszstab angesehen, der die Arbeit vom Spiel trennt.

Halten wir diese doch stark unterschiedlichen, ständig wechselnden Beschreibungen des Arbeitsbegriffs nebeneinander, so will das Gemeinsame oder Verbindende nicht spontan in Erscheinung treten. Die Auffassung, dass von alledem etwas in unserer Idee der Arbeit enthalten sein mag, scheint angesichts der groszen Auswahl von Betrachtungsmöglichkeiten zunächst auch wenig hilfreich.


physische Arbeit

Erfreulicherweise hat dieser Begriff an Modernität verloren. Als der eine Pol eines Begriffspaares dient er der Differenzierung der Arbeit (und auch der Arbeitswelt) in einen physischen und einen geistigen Teil. Seine Herkunft und seine politische Verwendung verweisen auf eine Weltsicht, deren Bedeutung nunmehr historisch geworden ist. Wie von vielen radikal einfachen Gedanken geht auch von diesem Begriff die Verlockung aus, im Zweifelsfall hierauf einen Rückgriff zu nehmen. Seine Tauglichkeit für die Beschreibung von Arbeit soll hier näher betrachtet werden.

Für den Versuch einer Definition liegt nahe, die Beschreibung der Arbeit dort vorzunehmen, wo möglichst wenig redundante Faktoren den Blick auf das Arbeitsgeschehen verstellen. So wird eine Situation aufgesucht, wo der Mensch als arbeitendes Subjekt mit dem Arbeitsobjekt allein ist. Herausdestilliert wird auf diese Weise die Arbeit des Menschen an der Natur. Und da die Bearbeitung der Natur mit Werkzeugen ja bereits die Arbeit der Werkzeugherstellung voraussetzt, können nur die einfachsten Arbeiten wie Beerensammeln, Äpfelpflücken und das Forttragen der Früchte herangezogen werden.
Unglücklicherweise wird auf diesem Weg die Beschreibung von Arbeit eine solche, die es nötig macht, menschliche Tätigkeit vom Tun der Tiere abzugrenzen. Zur Unterscheidung müssen nun Sinn und Motivation der Tätigkeit herangezogen werden. Wird wie beim Tier nur für die Befriedigung von Trieben und Instinkten, nur für die unmittelbaren und eigenen Bedürfnisse eine Tätigkeit verrichtet, so wird man diese nicht als Arbeit ansehen wollen. Insofern nichts weiteres hinzutritt, ist das tätige Subjekt selbst den Naturgegebenheiten unterworfen und völlig darin eingebunden. Erst wenn eine intellektuelle, geistige Betätigung die blosz körperliche ergänzt, kann menschliche Arbeit von den in der Natur auftretenden Tätigkeiten unterschieden werden. Um eine körperliche Tätigkeit als Arbeit zu verstehen, ist eine gleichzeitig aufzuwendende geistige Tätigkeit notwendig.
Schreiten wir fort, sehen wir, dasz mit zunehmender Komplexität der Arbeit, mit zunehmender Verwendung von Werkzeugen, sich der Begriff bloszer physischer Arbeit als nicht haltbar erweist. Folgt dem Sammeln von Beeren die Aufbewahrung, der Transport, die Verarbeitung in mehr oder weniger naturferne Produkte, sehen wir den Anteil physischer Tätigkeit schwinden und den geistigen Teil an der Arbeit drastisch ansteigen. Es soll jedoch nicht aus den Augen verloren werden, dass selbst für organisierende, denkende Arbeit noch immer ein Rest physischer Tätigkeit aufzuwenden bleibt. Auch wenn die Tätigkeit selbst nur noch geistig ist, wird sie nur eine Arbeit genannt werden können, wenn sie sich physisch offenbart und auf physische Verhältnisse wirkt.
Eine Teilung der Arbeit in einen physischen Teil und einen geistigen Teil kann nicht sinnvoll vorgenommen werden. Vielmehr wird eine Polarität sichtbar, in der selbst bei extremer Akzentuierung der Arbeit zum physischen oder geistigen Pol immer noch eine Spur des Gegenpols enthalten sein muss.
Daraus ergibt sich, dass der Aspekt physischer Tätigkeit nur in Verbindung mit geistiger Tätigkeit überhaupt als charakterisierendes Merkmal für individuelle Arbeit tauglich sein kann. Hinzukommen muss auch noch eine Absicht, ein Ziel ausserhalb der Tätigkeit selbst, was über die eigenen, augenblicklichen Bedürfnisse hinausgeht.


Werkcharakter der Arbeit

Überall dort, wo ein Arbeitsergebnis sichtbar wird, sind wir geneigt, der zugrunde liegenden Arbeitsleistung einen Wert, eine Bedeutung beizufügen. Dazu ziehen wir eine Bewertung heran, die sowohl die individuelle als auch die soziale Bedeutung des vollbrachten Werkes berücksichtigt.

Der Werkcharakter einer Arbeit fällt nur bei besonderen Leistungen ins Auge. Wenn wir unseren Tagesgeschäften in gewöhnlicher Weise nachgehen, wird uns selten für die erzielten Ergebnisse ein Lob oder eine Auszeichnung zuteil. Was dabei im "Normalen" untertaucht, ist die Erwartung einer Leistung, die an meinen individuellen Möglichkeiten und Fähigkeiten gemessen wird. So wird erwartet, dass ich einen mehr oder weniger einfachen Satz in deutscher Sprache ohne besondere Anstrengung einfach so formulieren kann. Niemand, nicht einmal ich selbst würde dafür eine besondere Anerkennung erwarten oder das im geringsten als eine Arbeit beschreiben wollen. Gelingt mir jedoch einmal ein korrekter Satz auf spanisch, ist meine Lehrerin bereit, dies als eine (mehr oder weniger) zu würdigende Arbeitsleistung anzuerkennen. Auch ich bin froh darüber.

Im sozialen Zusammenhang erfahre ich eine ganz ähnliche Würdigung dort, wo ich meinen alltäglichen Pflichtenkreis verlasse oder auf mir völlig fremden Arbeitsfeldern ein akzeptables Ergebnis erreiche. Gelingt es mir, meinen Garten in tadellosen Zustand zu bringen, fällt das der Normalität anheim. Gelingt es mir ausserdem, dem Gemeinschaftsgarten zu löblichem Aussehen zu verhelfen, so wird mir Lob und Wertschätzung ? wenn überhaupt ? nur für diesen, den sozialen Teil der Arbeit zuwachsen, der ausserhalb des "Normalen" meiner Pflichten liegt.
Interessant ist, dass der Begriff der Arbeit in seiner Entwicklung zunächst nur für Fronarbeit, eine erzwungene Leistung verwendet wurde. Was man für sich selbst tat, die "Eigenarbeit" konnte ebensowenig wie die Tätigkeiten der Tiere als Arbeit verstanden werden. Dies wurde als zur Natur des Menschen gehörend angesehen. Mit der Verbreiterung und Vertiefung der Arbeitsteilung wurde aber fast jede Tätigkeit zur Arbeit für andere, sodass die Idee des Frondienstes, des Erzwungenen nicht mehr als Beschreibung von Arbeit genügte. Die historisch dann neu auftretende Idee des Schaffens an einem Werk kann so als Klammer für die mehr und mehr zersplitterten Arbeitschritte im arbeitsteiligen Prozess verstanden werden.

Betrachten wir also eine Arbeit hinsichtlich ihres Werkcharakters, wird der Spannungsbogen zwischen dem Erwarteten und dem Erreichten unser Maszstab für die Bewertung sein. Das gilt sowohl für die individuelle als auch für die soziale Gewichtung einer Arbeit.


Arbeit am Produkt

In Erscheinung treten zunächst Material und Werkzeug, hinzu kommt dann der Produzierende mit der Vorstellung vom fertigen Produkt. Aus dem Arbeitsprozess entsteht das Produkt und der Abfall.

Meist wird der Blick vom Produkt eingefangen, wobei die Beurteilung des Produktes und der dahinter vermuteten Arbeitsleistung erstaunlich naiven Bewertungen unterworfen sind. Ein groszes Haus, eine komplizierte Uhr oder ein schneller Computer erzwingen hohe Wertschätzung. Das ist ein Hinweis auf eine Betrachtungsweise, die unserer persönlichen körperlichen Erfahrung entlehnt ist. Die Bewegung groszer Massen unter angespannter Konzentration ist uns als persönliche und ermüdende Anstrengung vertraut und wird als Messlatte für die erwähnten Erscheinungen angewandt.

Während der Herstellung ruht unser Augenmerk darauf, wie aus dem materiellen Rohstoff mittels der Werkzeuge durch planvolles Vorgehen des Arbeiters das Werkstück entsteht. Die Bilanzierung der stofflichen Vorgänge nach Beendigung des Produktionsprozesses ergibt als Mehrung das fertige Produkt und den Abfall, als Minderung den Werkzeugverschleiss und den Verbrauch des ursprünglichen Stoffes.

Der physikalischen Anschauung muss eine nicht-stoffliche Bilanzierung hinzugestellt werden. Nach dieser ist dem ursprünglichen Material durch die Bearbeitung eine Vorstellung hinzugefügt worden. Dies ist leicht zu übersehen aber von erheblicher Bedeutung, da hier dem Arbeitsprozess eine nicht sichtbare Komponente hinzugefügt wird.

Ausser dem Produkt ist Abfall entstanden. Diese Bezeichnung ist lediglich aus der Sicht auf das Produkt gerechtfertigt. Tatsächlich handelt es sich um einen neuen Werkstoff, dem lediglich die Idee zum Rohstoff oder Produkt fehlt. Gravierender als die physische Abnutzung ist beim Produzierenden die Zunahme von Fertigkeit und Ermüdungsresistenz zu beobachten. Zur Verdeutlichung sei auf Sporttraining und Studium hingewiesen.

Alle entscheidenden Gröszen in der Betrachtung des Produktionsvorganges treten von aussen in den Herstellungs-Prozess ein. Die Idee des Produktes wird durch den Arbeitsvorgang im Werkstoff abgebildet. Auch Fertigkeit und Fähigkeit des Herstellenden ist ein, dem Produktionsprozess nicht innewohnender Faktor. Letztlich werden auch in der Beurteilung des Produktes und aller Nebenprodukte ebenso Meinungen und Urteile über Brauchbarkeit, Planentsprechung und Ästhetik von ausserhalb der Herstellung herangezogen.


Arbeit und Spiel

Bei der Beobachtung der physisch-geistigen Arbeitsleistung rücken die Arbeitsvorgänge in den Vordergrund. In der Beurteilung des Werkcharakters wie auch der wirtschaftlichen Bedeutung der Arbeit gewichten wir hauptsächlich das Arbeitsergebnis. Soll die Arbeit jedoch gegenüber dem Spiel abgegrenzt werden, muss nach anderen Kriterien gesucht werden.

In wirklich bemerkenswerter Weise sind wir bereit, für ein Spiel höchsten Einsatz zu erbringen. Knapp zehn Sekunden brauchen die Athleten für 100 Meter und die Rekorde für das Sitzen auf einem Pfahl bewegen sich im Bereich von Monaten. Im Bereich freiwilliger Tätigkeiten in der "Frei"zeit schwingen sich Menschen zu enormer Leistung auf. Was im Alltag zu vermeidenswerten Tätigkeiten gehört, kann im Spiel mit Begeisterung und voller Elan verfolgt werden. Und nicht nur der Arbeitswille treibt Blüten, auch die Ergebnisse können sich sehen lassen. Pierre Omidyar ? Ebay-Gründer ? wollte nur seiner Frau einen Gefallen tun, und es entstand ein weltweites Unternehmen. Heinrich Schliemann war Kaufmann von Beruf und Adam Smith Moralphilosoph. Wenn wir verliebt sind, für eine kurze Weile oder für einen Wettkampf bürden wir uns Lasten und Strapazen auf, von denen unsere Arbeitgeber oder Kunden nur träumen können. Kann eine solche Motivation nicht auch auf die Arbeit übertragen werden? Auch wenn es uns mitunter gelingt, den Schwung aus der Freizeit für die Arbeit zu nutzen, können oder wollen wir nicht dauerhaft solche Arbeitsleistung erbringen, wie wir sie im Spiel bereitwillig aufbringen. Was aber unterscheidet unsere Arbeit von unserem Spiel? Da sticht zunächst der Aspekt der "Freiwilligkeit" ins Auge. Freizeit ermuntert uns zur Freiwilligkeit, doch wenn wir an Arbeit denken, sehen wir uns in Verpflichtungen eingebunden. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber, dass wir sowohl bei unseren Arbeiten wie in der freiwilligen Tätigkeit durchaus am Anfang frei sind. Wir können in der Regel unseren Beruf und unsere Aufgaben frei bestimmen. Viele Menschen können sogar Inhalt oder Ablauf der Tagesarbeit bestimmen. Dann aber treten wir ein in eine Folge von Notwendigkeiten. Bei einer Radtour verhält es sich gleich. Wir bestimmen Tag und Ziel, sind wir aber einmal losgefahren, können wir auch nicht leichter als bei einer Arbeit die Tour abbrechen. Wird die Frage nach der Motivation zugrundegelegt, fragen wir nach Gründen für die Arbeit und Gründen für das Spiel, verlagern wir die Differenzierung damit nur an einen anderen Ort.

Einer Antwort kommen wir näher, wenn wir die Idee der "Sorge" hinzunehmen. Unser Spiel ist frei von Sorge. Ein Misslingen oder Scheitern im Spiel kann uns vielleicht den Tag verderben und die Mitspieler verärgern, doch nicht ohne Berechtigung setzen wir "auf ein neues". Anders bei der Arbeit. Oft genug ist allein die Frage der wirtschaftlichen Existenzsicherung Anlass zur Sorge, zumindest dann, wenn Familienmitglieder vom Gelingen unserer Arbeit abhängig sind. Aber nicht nur die Sorge um den Arbeitsplatz ist damit gemeint, auch wo diese Sorge nicht besteht, geht es doch um Reputation, Erfolg oder Geld. Und auch wer sich davon frei fühlt unterliegt der Sorge doch noch dadurch, dass in einer arbeitsteiligen Welt die Arbeitsergebnisse zur weiteren Bearbeitung oder Verfügung an Andere gegeben werden. Fernab von Ehrgeiz und Eitelkeit soll meine Arbeit wenigstens aus diesem Grunde gut sein.

Die so gerne gebrauchte Formel von der "Selbst"- und "Fremd"-Bestimmung muss hier nicht weiter behandelt werden. Wir kennen sowohl selbstbestimmte Arbeit als auch fremdbestimmte Spiele, beides verändert den Akzent der Sorge und das Ergebnis der Arbeit nicht.
Sollte der Unterschied zwischen Arbeit und Spiel "nur" ein psychologischer sein? Können wir die vor uns liegenden Aufgaben nach Belieben wie Spiel oder wie Arbeit ansehen? Können wir nicht einfach durch eine andere Seelenstimmung die Sorge bei der Arbeit weglassen?

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