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Open Eyes 2005




So sieht es aus, zweifach.

Was wir hier sehen?
Einerseits den Motorenprüfstand für Flugzeugmotoren. Der steht im räumlichen Zentrum zwischen dem Unilab über dem Windkanal, dem Christian Gehrtsen-Hörsaal, der Cafeteria und dem Lehrraumgebäude. Alles zusammen sieht man in Berlin Adlershof, wo das Institut für Physik der Humboldt-Universität ausgerechnet in der Newtonstrasze eine Tagung über "Ansätze und Perspektiven der phänomenologischen Optik" veranstaltete.

Andererseits ist zu sehen, was zu sehen war: optische Phänomene jede Menge, hier eine doppelte Spiegelung. Und das ist nur ein harmloses Beispiel aus der Vielzahl der Phänomene, die wir in den vier Tagen sahen.




Angefangen hatte alles aber schon am Sonntag, wo wir, südlich von Berlin, am Rangsdorfer See unsere ersten Seh-Übungen absolvierten.

Wir dürfen auf der Tagung filmen und am Montag soll es richtig losgehen.






Der Herbst ist nun unaufhaltsam auf dem Vormarsch sagt das Radio. Wir denken an braune Blätter auf dem Gehweg, vom scharfen Wind mit dem ersten Schnee gemixt und durch die Straszen getrieben.
Aber Adlershof erwartet uns mit strahlendem Sonnenschein, und das ist gut für die Polarisationsexperimente.



Lise Meitner-Haus
Trudelturm
Windkanal



Hierher zu kommen war Jans Idee, ihm gefiel das Programm der Tagung und nach anfänglichem Zögern wurden wir willkommen geheissen. Jetzt präparieren wir uns, laden unser Equipment aus und besichtigen die Arbeitsräume. Schon im Foyer sind die ersten Versuchsaufbauten und Demonstrationen zu sehen - verheissungsvoll. Auf einer Tagung für Optik wird es jede Menge zu sehen geben - stimmt. Später wurde nach und nach klar, wie das genau geht, denn erstmal wird nicht Licht gebraucht sondern Dunkelheit. Das ist gut fürs Sehen aber schlecht für die Kamera.
Doch es gibt neben den Bildern auch noch Sprache, Zeichnungen an der Tafel und: natürlich Powerpoint.




Polarisation, Bildzustände, Schülervorstellungen, Goethe und Newton, Spiegelungen und Lichtgeschwindigkeit - die Begriffe rauschen im wie ein IC im Stundentakt vorbei - und genauso pünktlich. Während ich durch den Sucher die kleinen Figuren verfolge, gelingt das mit dem gesprochenen Wort leider nicht so gut und immer wieder verliere ich den Faden. Aber zuhause kann ich mir ja 28 Stunden Bandmaterial nach Belieben zu Gemüte führen.
Das Wichtigste aber zuerst, das Lob für Johannes Grebe-Ellis, der sich aufopfernd und liebevoll um jede Kleinigkeit gekümmert hat obwohl er selbst noch Tagungsbeiträge gab. Durch seinen Einsatz konnte die Tagung gesteckte Ziele erreichen wie:
"Für eine Verständigung zwischen solchen, der phänomenologischen Optik auch im weiteren Sinne verbundenen Bestrebungen, fehlt bisher ein gemeinsames Forum. Dies soll mit der Tagung 'open eyes 2005' geschaffen werden."


Versuchsaufbau zu einem Standard-Experiment zur "Lichtgeschwindigkeit".






Newton und Goethe sind die Galionsfiguren der beiden wissenschaftlichen Strömungen die sich gemeinhin gegenüberstehen. Hier auf der Open Eyes wurde mit gegenseitigem Respekt Verständigung gesucht und praktiziert.
Meine Parteilichkeit bleibt davon unberührt, da ich den tieferen Grund für die goethische Polemik darin sehe, dass Goethe und ich eine Naturwissenschaft wollen, die auch das Gemüt befriedigt. Diese Befriedigung tritt beispielsweise ein, als Florian Theilmann ein Standard-Experiment zur Lichtgeschwindigkeit erläutert. Während es beim gewöhnlichen Aufbau mit Flex, Laser und segmentiertem Spiegel so aussieht als bewege sich das Licht, sieht es bei einer Vergröszerung des Spiegels anders aus. Wenn man durchblicken kann, durch die Linse auf den Spiegel scheint es sich um das zeitversetzte Erscheinen des Lichts in den Spiegelräumen zu handeln. Das finde ich ganz und gar befriedigend denn sich bewegendes Licht war mir immer schon befremdlich.


Viel Raum gab es für Polarisations-Phänomene: Polarisation mit Pol-Filter-Folie, mit Küchenfolie und Doppelspat und im strahlend erhellten Himmel zum Mitmachen: die Suche nach dem Haidingerbüschel. Das wirft ohne weiteres Zutun Fragen auf. (Fast) Alle können es sehen, obwohl es nicht am Himmel sondern im Auge des Subjekts erscheint. Ist es darum subjektiv? Wohl irgendwie doch nicht, denn kleine Viecher, die auf Subjektivität nichts geben, nutzen es zur Orientierung.

Im Foyer aufgebaut war dieses Polarisations-Beispiel: bei seitlicher Spiegelung verläuft die blaue Achse vertikal, die Spiegelung auf dem Boden zeigt die blaue Achse horizontal.




Georg Maier zu treffen war mir eine Freude, die ich gern und mit vielen Anwesenden geteilt habe. In seinem Referat über Spiegelungen hat er uns mal wieder vors Licht geführt und wie immer viele Anregungen und Arbeiten für uns übriggelassen. Respekt und lobende Worte - die er ja nicht besonders mag - wurden ihm entgegengebracht, nicht für seine Arbeiten allein, auch für seine Arbeitsweise, die eines groszen Forschers mit scharfem Blick und groszem Herzen.


Schlussplenum. Alles ist gut. Eine vorbildliche Tagung. Man will mehr davon.


Schlussbemerkung
Die Kaffelöffelrührspuren mag ich mir auf einer Phänomenologie-Tagung nicht entgehen lassen. Wie leicht könnte man denken, dass auf dem begrenzten Raum des Tassenbodens alle Spuren ähnlich sind sofern man nicht das Ergebnis unwahrscheinlicher einmaliger Nutzung zuschreiben will.


Schlussbemerkung, nicht von mir
"
Die sind ja alle gleich."


Schlussendliche Schlussbemerkung
Na, sieh mal einer an.