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Inzwischen



Lange nichts gehört, gelesen? Was war los?

Kompendium

Nach der Flurbereinigung auf dem Hof Hausee habe ich mir gegen Ende Mai (2006) bei Arbeiten mit Steinen (groszen) den Arm verletzt. Das hat die Klettersaison 2006 auf 16 Seillängen verkürzt.
Die gelegentlichen Besuche in Wuppertal haben sich zum Projekt der Charmeschule ausgedehnt. Nebenbei ergab sich aus Zwischenräumen und Bewegungsdrang die Platzreife beim Golf.
Ähnliche Motivationen wie für die Charmeschule und "basic-skills" sind in die Arbeit an einer "Agentur für heuristische Bildung" eingeflossen.


Arbeit auf dem Lande
Fünf Hektar Landwirtschaft hört sich nicht schreckenerregend an. Ein paar Kühe, Schafe und Massentierhaltung (Bienen), Grasland, eine Quelle und vier Teiche, dazwischen Wege zu alten Schuppen, ein biszchen Garten und Einrahmung durch Hecken. Für Besucher ein kleines Paradies.

Für Landarbeiter ein weites Feld. Knapp tausend Meter Hecke wollen erst einmal gepflanzt sein, müssen den Wildverbiss im Winter und die Attacken der Mäuse im Frühjahr überstehen und verlangen einige Pflege, bevor sie am Ende viehdicht sind und als Bienenweide dienen können. Hecken haben auf jeder Seite einen Rand und das menschliche Kulturbedürfnis wünscht sich Grenzen zwischen Weg und Hecke und Garten und Feld: jede Menge Handarbeit.


Die Flurbereinigung, unser Freund, hat uns die Wiesen hinter dem Wald in einen Acker an der Hofstelle verwandelt. Das sind: 70 Meter neu anzulegende Haselhecke und einen halber Hektar Brachland, ehedem intensiv bewirtschaftet. Reich an Kunstdünger und Steinen, arm an organischer Substanz und Würmern.
Eine der ersten Masznahmen war eine Durchsicht und die Entfernung von Disteln und Steinen. Solch eintönige Beschäftigung mit Nachdenken oder mit Singen anzureichern ist wohl ganz natürlich. Auch kann mit Zielwürfen die Monotonie aufgelockert werden. Zwei-Drei-Kilo-Steine sind eine Herausforderung, auch mal Rückhand, gebückt und durch die Beine. Doch irgendwas in meinem Ellbogengelenk fand das nicht so natürlich.
Der Rest ist schnell geschildert: Arztbesuch, Röntgen, Spritzen, Massage, Bandage. Kletterpause, Stillbeschäftigung.

Wuppertal
Nach gehäuften Besuchen in Schottland mal nicht den Frühflug nach Stansted zu nehmen, mal nicht um drei in der Nacht aufstehen und dann am Flughafen den Morgen er-warten, das ist angenehm. Elfuhrirgendwas nach Köln ist die Gelegenheit für einen Abstecher nach Wuppertal, Freunde besuchen. Eins kommt zum Anderen und lange nachdem es keine Heissgetränke mehr gibt, der letzte Gast und das Personal gegangen ist, sitze ich immer noch mit Martina in der Salamanderbar. Einladungen folgen, ich bekomme einen Büroschlüssel, eine Leihwohnung, neue Freunde und werde irgendwann gefragt, was ich denn wohl machen werde. Erstmal umsehen.



Nach fünfundzwanzig Jahren der Heimatstadt erneut zu begegnen, das bedeutet natürlich auch - wenn es sich dabei um Wuppertal handelt - eine Fahrt mit der Schwebebahn. War da nicht in fetten Lettern GROSNY an die Wand gemalt oder hatte ich das woanders gesehen?
Aber man gibt sich auch Mühe und am Piccobello Tag machen sich die Bürger auf, die Wupper zu putzen. Dann sieht es für eine Weile so nett aus wie an den drei Kilometern Wupperufer, an denen der Firma Bayer die Uferpflege obliegt. Das kann Fragen aufwerfen, wieso eine Chemiefabrik, die nun dazu wahrlich nicht bestellt ist, ihre Wupper vorbildlich pflegt und die Stadt mit dem Fluss im Namen sich den Dreck drum schert. Liegt sicher am Geld.
Die Stadtkooperative gibt es nicht mehr und so gestaltet sich die Suche nach den gegenwärtigen Akteuren in der Stadt etwas schwieriger. Künstler kennenlernen ist nicht so schwierig, wenn das Büro gegenüber dem Rex-Theater liegt. Zum Beispiel David Becher vom Vollplaybacktheater, mit dem sich bei der Arbeit einiger Frühstücke die Idee der Charmeschule konkretisierte. Erwähnen will ich auch Reiner Weidmann, dessen Photos mich als Foto-Kunst-Skeptiker überrascht und überzeugt haben. Bekannt gemacht hatte uns Otto Zech, der mit behinderten Künstlern in den Troxler-Werkstätten arbeitet:


Einblicke in das Sozialwesen der Stadt hingegen waren weniger überzeugend. Hatte ich mich doch wohlmeinend beim "Ehrenamt", einer neu eingerichteten Amtstelle der Stadt gemeldet, wollte in meiner freien Zeit gemeinschaftsnützlich tätig sein, irgendwo helfen. Nun gut, Kaffee und Kuchen ausschenken, einmal die Woche für zwei Stunden? Auf dieses Angebot habe ich verzichtet, auch auf Hilfeleistung beim Stadtteilfest - will wirklich nicht in die Gastronomie einsteigen. Habe zwei Bürgervereine besucht, an einer Stadtteilkonferenz teilgenommen und mich bei "Wuppertal in Bewegung" vorstellig gemacht. Alle kommen gut ohne mich klar.

Charmeschule
Die Charmeschule ist das Ergebnis der Suche nach einer wirklich sinnvollen Tätigkeit. Von meinem sozialen Umfeld befeuert und unterstützt entwickelte sich die alte Idee einer "school of compassionate skills"von Stewart Brand zu einer aktuellen Herausforderung.
Im Zuge der konkreten Ausarbeitung des Projekts wurden der Sache durchweg gute Prognosen gestellt. Dabei blieb es auch noch, als ein Interview mit der Westdeutschen Zeitung gegeben wurde, Radio Wuppertal positiv und freundlich nachfragte und auch noch bei der Plakataushängung für die Schwebebahnhöfe hiesz es mehr als einmal, "ja, da überlege ich, ob ich mich da auch mal anmelde."

Daraus wurde aber nichts und am Tag der Eröffnung lag exakt eine Nachfrage nach einem Kurs vor. Das war mehr überraschend als frustrierend und löste Ratlosigkeit aus. Die schnell noch verteilten Einladungen zu Info-Veranstaltungen an den Abenden einer halben Woche wurden wiederum mit positiven Kommentaren angenommen doch kam niemand. Für die eigene Sache zu werben fällt schwer und ohne Drängen von Freunden hätte ich das Experiment abgebrochen und die Schule geschlossen. Mittlerweile gibt es einen Kurs für eingeladene Freunde, denen es wohl Freude macht, denn sie wollen nicht aufhören. Die Charmeschule zieht in die Volkshochschule um und es wäre an der Zeit, die Ideen aufzufinden, welche die gesamte Angelegenheit schwungvoll auf die Beine bringen.

Bewegungsdrang
Vom Haus ins Büro, dann in den Garten, zur Schreinerei, in den Serverraum und zum Kaffee – immer ein paar Meter zu gehen, eine Treppe dazwischen. In der Stadt gehts auch zwei Treppen runter bis zum Cappuccino, dann einige Schritte zum Auto und wenns im Parkhaus steht, auch mal ein paar Etagen rauf. Insgesamt zu wenig. Aber was macht man in der Stadt mit seinem Bewegungsdrang. Kletterverbot in NRW und in Halle klettern? mit Fremden?
Nicht nötig, wenn es nur sieben Minuten mit dem Auto zum Golfplatz sind. Da kann man - und sogar bei jedem Wetter -ein paar Bälle aus dem Automaten ziehen, sich eine freie Matte suchen, ausholen, zielen, schwung.

Wer weiss denn schon, wie es weitergeht?
Lassen wir uns überraschen.